Jump for joy!

Mir geht es heute wie dem Alligator (?), und so konnte mich nicht einmal meine Histaminintoleranz, die wie üblich samstags mal wieder zugeschlagen hat, daran hindern vorhin durch meine Wohnung zu tanzen hüpfen, mit den Armen herumzuwedeln und auf Zehenspitzen herumzutänzeln. 🙂

Gut, dass mich meine Nachbarn dabei nicht gesehen haben. Für Beobachter muss das ziemlich bekloppt aussehen, aber es ist meine Art, meine Freude auszudrücken. Meistens bin ich nur zu gehemmt dafür und mache das nur privat, wenn ich mich unbeobachtet glaube.

Ich bin total erleichtert und ja glücklich, dass sich beruflich und privat alles nun so gut entwickelt hat.

Selbst mit meinem Bruder läuft es gut und ich werde höchstwahrscheinlich mit ihm, seiner Freundin (die ich sehr gut leiden kann) und einem gemeinsamen Bekannten Halloween bei ihm feiern. Da ich meinen Bruder und seine Freundin im August in ihrer Wohnung besucht und dort ein sehr angenehmes Wochenende mit ihnen verbracht habe, freue ich mich tatsächlich darauf. Und den Bekannten von den beiden habe ich auch dabei kennengelernt; der scheint auf positive Weise freakig/nerdig und in Ordnung zu sein. Halloween wird also gut.

Außerdem hat sich die Sache mit dem Übergeben höchstwahrscheinlich final erledigt. Das letzte Mal muss schon ein paar Monate her sein, ich weiß das gar nicht mehr. Und obwohl ich so gut wie keinen Sport gemacht und mich nach Lust und Laune auch durchaus alles andere als gesund und kalorienarm ernährt habe, (wenngleich mir der Berufsstress unter der Woche oft tagsüber auf den Appetit geschlagen ist, abends habe ich aber v.a. auch viele Süßigkeiten gegessen), scheint sich mein Körper wieder normalisiert zu haben.
Rätselhafte Wassereinlagerungen mit komischen Gewichtssprüngen, wie gerade 2019 und 2020 sehr stark, die auch 2021 nicht ganz weg waren, und auch teils aufploppende komische Gelüste nach viel Süßem aufeinmal, sind verschwunden. Mein Gewicht hat sich sogar auf mein ursprüngliches Gewicht eingependelt, das ich vor dem Berufseinstieg konstant hatte, also auf 52 – 53 kg. Im Moment sind es gar 52 kg glatt. Natürlich schwankt das Gewicht auch im Normalfall immer etwas, aber der Schwankungsbereich aktuell und die Entwicklung insgesamt dazu, finde ich sehr beruhigend, was mein Körpervertrauen angeht. Da bin ich nämlich aus früheren Zeiten ein wenig gebranntes Kind.

Das einzige, was aktuell noch „psychosomatisch“ (?) geblieben ist, ist dass ich jede Nacht von Freitag auf Samstag u.a. starken Heuschnupfen von meiner Histaminintoleranz bekomme und bis Samstagnachmittags mehr oder weniger ausgeknockt bin. Es sind schon schwerere Histaminanfälle, die ich dann habe. Kann man sich fast wie bei Migräneattacken vorstellen und ich verbringe dann auch notgedrungen viel Zeit im Bett oder auf dem Sofa, weil ich dann so ko bin.
Erst habe ich das auf falsches Essen und zu wenig Schlaf unter der Woche geschoben, aber das allein kann es nicht sein. So richtig habe ich die Ursache noch nicht raus – es ist auch keine Allergie – aber ich tippe darauf, dass es auch irgendwie in einem Zusammenhang mit dem bisherigen Berufsstress steht. Ich habe auch mal gelesen, dass Stress die Histaminempfindlichkeit erhöhen kann. Daher bin ich zuversichtlich, dass sich auch diese Histaminanfälle in absehbarer Zeit legen werden.

Trotz des heutigen Histaminanfalls bin ich aber wie gesagt insgesamt sehr glücklich, und auch der Anfall an sich hat sich inzwischen weitgehend wieder gelegt. Ich habe vorhin sogar angefangen, endlich mal meine alten Unterlagen aufzuräumen, und habe mir fest vorgenommen, auch noch vor Sonnenuntergang an die frische Luft zu gehen.

Der Hexenmeister

… auch besser bekannt als: „Die Diva“.

Es gab in den letzten Monaten erstaunliche Entwicklungen in der Kanzlei. Dass die Diva aufhört und einen etwas speziellen Charakter hat, wisst ihr ja schon, aber die ganze Art und Weise – und was so alles an „schmutzigen Geheimnissen“ dabei ans Licht kommt, damit hätte hier keiner gerechnet. Da man mich allseits ins Herz geschlossen hat, was mit einer deutlich größeren Offenheit einherging, bin ich inzwischen bestens über die Kanzleiinterna im Bilde. Das Bild fügt sich inwischen endlich zusammen. Endlich habe ich Anworten auf viele meiner Fragen gefunden, anstatt ratlos mit einzelnen Puzzlestücken hantieren zu müssen.

Der Abgang der Diva lässt sich mit den Worten zusammenfassen: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Chapeau! Kollektiv alle so gegen sich aufzubringen und langjährige Untergebene, Kollegen und Geschäftspartner massiv zu befremden, angefangen von den Auszubildenden bis hin zu Chef 2, der jetzt Alleininhaber ist, dass hat selbst der letzte Ex-Mitinhaber nicht geschafft, und der soll zu den ReFas/ReNos ein echter Arsch gewesen sein ( böse Zungen sagen über denjenigen auch, dass er einfach die für eine gewisse ältere Generation Anwälte typische Art hatte).

Das Ganze lässt sich wie folgt skizzieren:
Die Kanzleigründer haben vor vielen Jahren die neuen Mitinhaber im Gesellschaftervertrag über den Tisch gezogen. Die einst neuen Mitinhaber wurden irgendwann zu den alten Inhabern, die Gründer schieden aus, waren aber durch den Knebel-Gesellschaftervertrag bestens abgesichert, auf Kosten der aktuellen Inhaber. Die Absicherung lief nach dem Schneeballprinzip, und im Grunde war der jeweils neue Mitinhaber dann der Gearschte, der seinerseits wiederum neue Mitinhaber ködern ins Boot holen musste. Die letzten Gesellschafter, die eingetreten sind, waren die Diva und als Letzter Chef 2. Beide hatte man jung geködert.

Als dann später noch einer der älteren (Noch-)Mitinhaber seinen frisch zum Volljuristen gebackenen Nachwuchs als angestellten Junganwalt in der Kanzlei platziert hat, und dieser Nachwuchs sich nicht wie ein Angestellter, sondern mehr wie ein Fast-Mitinhaber aufgespielt hat, mal zur Arbeit gekommen ist, mal nicht, sich die Beschwerden der Mandanten und ReFas/ReNos häuften etc., und der Nachwuchs sich nicht zum Zuarbeiter für die Diva einspannen lassen wollte, kam es zwischen der Diva auf der einen Seite und dem Nachwuchs samt Vater auf der anderen Seite zum großen Knall. Es endete damit, dass sich die Diva durchsetzen konnte und der Nachwuchs seine juristische Karriere weit weg fortsetzte.
Das hat der Vater und Mitinhaber der Diva nie vergessen – und die Diva hat es ihm -zusammen mit dem Knebel-Gesellschaftervertrag- nie verziehen. Sehr gut für das zwischenmenschliche Klima war, dass beide ihr Büro genau gegenüber hatten und sich täglich über den Weg gelaufen sind.

Bis zu dieser Stelle könnte man durchaus eher auf Seiten der Diva sein, ich bin es jedenfalls ein wenig. Wobei ich auch Sympathie dafür habe, dass der Nachwuchs sich manches von der Diva nicht hat bieten lassen. Jedenfalls war das Ego von beiden zusammen zu groß, so dass nur Platz für einen war.

Rund um diesen Gesellschaftervertrag gab es noch vor ein paar Monaten erbitterten Streit zwischen der Diva und Chef 2 auf der einen, und den Ex-Inhabern bzw. deren überlebenden Ehegattinnen auf der anderen Seite. Man hat sich am Ende offenbar irgendwie geeinigt. Zuvor sind aber viele verletzende Bemerkungen ausgetauscht worden. Haie unter sich eben. Die Diva mag sich unerschrocken gegeben haben, wie immer, aber das Ganze hat ihr empfindlich zugesetzt und so groß ihr Ego ist, so verletzlich ist es auch.

Ich dachte immer, die Diva hätte sich bzgl. ihres Weggangs vorab intern mit Chef 2 abgestimmt, aber wie ich nun erfahren habe, hat sie quasi gar nichts abgestimmt und Chef 2 lapidar eröffnet, dass sie aufhört.

Wenn die Diva ihre Mandate insgesamt im Griff gehabt, eine geordnete Arbeitsweise nebst ordentlicher Aktenführung gehabt und einen vernünftigen Übergang mit Chef 2 wenigstens im Nachhinein abgestimmt hätte, wäre das ja auch noch zu verschmerzen gewesen.

Tja, hat sie aber alles nicht. Klar, sie hat ein bisschen was noch abgearbeitet, anderes delegiert, und war hier und da als „Ansprechpartner“ vorhanden, aber insgesamt hat sie ein erschreckendes Aktenchaos hinterlassen (neben all den Mandaten, die sie erfolgreich und durchaus engagiert geführt hat). Es gibt Mandate, die sind seit über 3 Jahren nicht mehr bearbeitet worden, trotz Nachfrage der Mandanten zum Bearbeitungsstand; bei anderen Akten sind zwar Gebührenrechnungen gestellt, aber deren Zahlungseingang nie kontrolliert worden usw..

Während hier alle entsetzt sind und Chef 2 -O-Ton- bei der Diva „inzwischen überhaupt nichts mehr wundert “ , bin ich nach der ersten Überraschung auch überhaupt nicht mehr verwundert. Vielmehr ergibt das für mich ein äußerst stimmiges Bild. Kurz gesagt denke ich, dass die Diva an ihrem eigenen Ego zugrunde gegangen ist.
Sie hat sich aus Profilierungsdrang, falschem Ehrgeiz nebst Perfektionsimus und mangelnder Empathie anderen und sich selbst gegenüber arbeitsmäßig völlig verzettelt und die Untergebenen nachhaltig gekränkt, teils gedemütigt und ausgepresst. Und das fliegt ihr nun als Endabrechnung nach Jahren geballt um die Ohren.

Natürlich wäre es auch teils Aufgabe der ReFa von der Diva gewesen, diese im Zweifel ab einem gewissen Punkt an die unerledigten Akten zu erinnern und die Aktenführung mitzuüberwachen. Allerdings lässt sich die Diva im Zweifel eh nichts sagen und hat ihre ReFa derart permanent gestresst, schikaniert und ausgebeutet, dass die arbeitsmäßig chronisch überlastet war und ich zu Beginn meiner Tätigkeit mal dachte, dass sie bald einfach körperlich kollabiert.
So erklärt sich möglicherweise, warum auch die ReFa der Diva im Sicherheitsnetz versagt hat. Im Grunde ist es aber Versagen des Chefs als verantwortlicher Sachbearbeiter und Führungskraft.

Ich denke auch, dass die Diva so eine Art Burn-Out gehabt haben dürfte, jedenfalls am Ende, und mit ihrer Art sich und andere dauergestresst und bekloppt gemacht hat.

So viel Schlechtes man insgesamt über die Diva sagen kann, so hat sie auch ihre glanzvollen, edlen Momente gehabt. Auch wenn hierbei mit dem Wissen von Heute ein schaler Nachgeschmack bleibt.

So hat die Diva einmal ihre ReFa vor einem der anderen Anwälte in Schutz genommen, als die ReFa bei einem der Diktate durch ein dummes Versehen einen ziemlichen Bock geschossen hat, woraufhin der Mandant den Anwalt angemacht hat, der wiederum die ReFa zusammengestaucht hat. Die Diva hatte die Mitarbeiterin damals sehr engagiert in Schutz genommen und die Wogen geglättet. Die ReFa tat mir damals sehr Leid; sie sah äußerst elendig aus, war über ihr Missgeschick sehr betrübt und wirkte generell so, als bräuchte sie dringend mal Urlaub.
Schaler Nachgeschmack zum „ritterlichen Verhalten“ der Diva: Hätte sie ihre ReFa nicht als Arbeitskraft so ausgesaugt nebst Zusatzstress durch die spezielle Art der Diva (Stichwort: „Psychospiele“ und Launenhaftigkeit der Diva), wäre der ReFa der Fehler gar nicht erst passiert.

Na ja, wie auch immer. Bald ist die Diva final weg und hat dann auch endlich mal ihr Büro geräumt. Auch ihre „Altlasten“ werden irgendwann von uns abgearbeitet sein.

Ich hatte die letzten Monate/Wochen meistens viel Stress durch Arbeitsverdichtung, weil ich ja nun durch die von der Diva übernommenen Mandate, die teilweise bis jetzt kurzfristig hereinflattern, delegiert von der Diva, sehr viel Zusatzarbeit habe – ebenso wie mein einer, älterer Kollege; mein anderer, etwas jüngerer Kollege ist aufgrund seiner Rechtsgebiete weniger betroffen.

Das mit der Arbeitsverdichtung wird auch noch eine Weile so anhalten. Es sind auch viele bereits anberaumte Gerichtstermine für die Diva wahrzunehmen, mit kurzfristiger Abstimmung + „Kennenlernen“ der Mandanten nebst Einarbeitung in die jeweiligen Akten sowie teils auch Nachbesserung all der Sachen, welche die Diva entweder versäumt oder sich auf den letzten Metern geklemmt hat, immer unter Zeitdruck. Das hält mich gut auf Trab, stresst auch teils ungut. Aber es sortiert sich und die Rahmenbedingungen haben sich hier für mich extrem verbessert.

Alle sind ausgesprochen freundlich zu mir. Selbst mit „Scharfzahn“, Chef 2s und meiner ReFa, die mir als sensiblen Menschen am Anfang durch ihre ablehnende Haltung + vernichtender Kommentare zu ihrer Kollegin über meine Diktate oder einfach nur über meine persönliche Art sehr zugesetzt hat, klappt es inzwischen sehr gut. Doofe Kommentare gibt es von ihr über mich nicht mehr und sie hat offenbar gelernt, dass man kein Tigerhai sein muss, um ein guter Anwalt zu sein. Anders gesagt: Inzwischen behandelt sie mich wie einen würdigen Hai, und nicht mehr wie einen komischen Exoten, bei dem sie sich unschlüssig ist, was das überhaupt für ein Meeresbewohner ist und ob man dem überhaupt die Fischbestände anvertrauen sollte. ^ ^

Zugegeben: Ich habe Scharfzahn auch vorsichtig, aber beharrlich mit sehr viel Drachenfutter gefüttert in den nun etwas über 2 1/2 Jahren, die ich hier nun schon arbeite. ^ ^
Das hat sich ausgezahlt: Seit wenigen Monaten hat Scharfzahn mich nunmehr für würdig befunden und behandelt mich freundlich und mit Respekt.

Von dem Urgestein unter den Angestellten habe ich erfahren, dass Chef 2, der sich auch jetzt eher locker und selbstsicher gibt und immer eine gewisse „jungenhafte Art“ hat, im Grunde der Arsch auf Grundeis gegangen ist, als die Diva ihm ihren Abgang verkündet hat … all die hässlichen offenen Baustellen, welche die Diva ihm arschigerweise hinterlassen hat, haben seine Zukunftsängste nicht besser gemacht. Er hatte sogar erst überlegt, die Kanzlei dichtzumachen.

Ich freue mich, dass er sich zum Weitermachen entschieden hat und finde, dass er sich als Chef nun ohne den unguten Einfluss der Diva richtig gut entwickelt. Alle hier sind viel entspannter, trotz der Zusatzarbeit mit den Hinterlassenschaften der Diva. Es ist viel geordneter, seitdem die Diva hier im Arbeitsalltag keinen Stress + Chaos mehr verbreitet.

Selbige hat sich nämlich -wohl etwas beleidigt- weitgehend verzogen und taucht nur nach Kanzleischluss auf, um ein paar Akten zu bearbeiten, oder was auch immer. Dabei hält die Diva einen großzügigen zeitlichen Sicherheitsabstand ein, um auch ja niemandem von uns zu begegnen.

Ein wenig erinnert sie mich mit diesem Gehabe an ein scheues Tier; ich finde das Ganze etwas unfreiwillig amüsant und möchte gar nicht wissen, welchen zeitlichen Sicherheitsabstand die Diva aktuell wegen mir gewählt hat. Tja, selbst schuld. xD

Ich bin nämlich der Einzige, dem sie noch leibhaftig spätabends über den Weg gelaufen ist, weil ich (wegen ihr) Überstunden gemacht hatte. Zu meiner großen Schadenfreude war die Diva über die unerwartete Begegnung etwas erschrocken, bevor sie auf fast gewohnte Gespräche u.a. bzgl. ein paar der übernommenen Mandate umgeswitcht ist.
Nach der ersten Begegnung hatte die Diva ihren Sicherheitsabstand vergrößert, aber sie hatte das Pech, dass ich an einem anderen Tag arbeitsbedingt noch länger geblieben bin, so dass sie mir auch da nicht ausweichen konnte und dann nach dem ersten Schreck in ihre übliche Chef-Manier verfiel, hektisch durch die Kanzlei sprang, irgendeine Akte suchte und nebenbei mal wieder mit ihrem gefährlichen inhaltlichen Halbwissen zu manchen Mandaten versuchte, mir als aktuellen Sachbearbeiter zu erklären, dass meine richtige Antwort auf ihre Frage falsch sei. Damit hat sie nicht nur mich, sondern auch gestandene ReFas hier gerne in den Wahnsinn getrieben.
Inzwischen lächel‘ ich nur noch gütig und gehe mit ihr so um, wie ich mit dementen Menschen umgehen würde, die behaupten, dass ihr Sohn ihr verstorbener Ehemann sei. Man soll die ja dann nicht mit der Realität verwirren. Chronischer Arbeitsstress ist ganz offensichtlich auf Dauer nicht gut für das Gehirn. Ich hoffe, die Diva erholt sich irgendwann gesundheitlich ein wenig.

Na ja, ich finde es für die Diva schade menschlich, dass sie sich ihr durchaus vorhandenes berufliches Potential selbst so gründlich zerstört hat und mit so einer Abschlussnote geht.
Da man eh schon am Boden Liegende nicht treten sollte und ich auch keine Wut empfinde, sondern mehr geduldig die verbleibene Zeit zähle, bis sie dann wirklich weg ist, gehe ich mit ihr fast wie immer um und behandel‘ sie nicht schlechter, als noch zu Zeiten, in denen sie meine Chefin, Ausbilderin und ja evtl. auch ein wenig Mentor, als auch größter Stressfaktor war. Der Glanz ist allerdings weg.

Chef 2 – ich werde ihn künftig hier sinnvollerweise anders nennen müssen – ist ausgesprochen freundlich zu mir und es war überhaupt kein Thema, als ich ihn im Juni wegen einer etwas anderen Aufteilung der Rechtsgebiete bzgl. künftig hereinkommender Mandate angsprochen hatte, weil mir die Arbeit aufgrund der Diven-Altlasten anfing, über den Kopf zu wachsen.

Als ich ihm aufzählte, welche ganzen Rechtsgebiete ich aktuell abdecke, war er etwas erstaunt-erschrocken, und hat hastig alles Erforderliche in die Wege geleitet. Im Nachhinein war ich extrem erleichtert, das Gespräch mit ihm gesucht zu haben. Eigentlich hatte ich nämlich etwas Angst, dass er sich über mich lustig machen, mir Unfähigkeit vorwerfen und verärgert reagieren würde, wie die Diva es mal gemacht hatte, als ich vor gefühlten Ewigkeiten einmal mit ihr das Gespräch gesucht hatte, als mir als Junganwalt jeder von allen Seiten Akten auf den Tisch geladen hat, auch der alte Ex-Mitinhaber, und jeder seine Rechtsgebiete von mir bedient wissen wollte, allen voran die Diva. Dass alles natürlich ohne dass es irgendeine Abstimmung darüber gab, wie ausgelastet ich schon war und wer mir was schon auf den Tisch gelegt hat.
Chef 2 hat das später mal damit kommentiert, dass ich eben zuverlässig alles erledigen und gute Arbeit machen würde, weshalb man gerne mit Arbeit zu mir käme. Darüber, ob ich das dann alles überhaupt zeitlich schaffen kann, hat man sich dabei aber keine Gedanken gemacht. Für mich war das als Berufsanfänger extrem stressig, zumal ich ja noch getadelt wurde, wenn das ein oder andere dann eben etwas gedauert hat, weil ich ja nicht alle Sachen gleichzeitig erledigen konnte. Ich war damals mehr als einmal kurz davor, die Kanzlei zu verlassen und den Anwaltsberuf an den Nagel zu hängen. Mitarbeiter verheizen, nennt sich das wohl. Das aber nur mal am Rande.

Meinem Kollegen, einem älteren angestellten Rechtsanwalt, bin ich ebenfalls sehr dankbar, weil der mich jetzt im Juni 2021 zuvor darauf angesprochen hatte, dass ich unbedingt mit Chef 2 reden solle, und mir versichert hat, dass das absolut nicht ehrenrührig sei, und ja jeder sehen könnte, was alles an Arbeit bei mir landet.

Abgesehen davon hat mir Chef 2 im Mai angeboten, als Mitinhaber in die Kanzlei einzusteigen. Das hat er allerdings gemacht, nachdem er mir 5 Minuten vorher eröffnet hatte, dass die Diva geht. Damals wußte ich schon von der Problematik rund um die alten Gesellschafter-Knebel-Verträge, musste die Neuigkeit erstmal sacken lassen und habe ihn vorläufig vertröstet. Aber ich könnte mir inzwischen doch vorstellen, nächstes Jahr einzusteigen und künftig die Kanzlei mit ihm gemeinsam zu führen.

Bedingung: Ein vernünftiger Gesellschaftervertrag – den Unsinn mit den Knebel-Verträgen gibt es nicht mehr!- und eine echte beruflich partnerschaftliche Zusammenarbeit; kein: Jeder führt seine Dezernate wie eine eigene Firma unter dem Kanzleidach, so dass der eine Inhaber nicht weiß, was der andere macht und wie die Arbeit insgesamt auf den einzelnen Schultern verteilt ist, sondern ein vernünftiges Arbeitsklima, mit wertschätzenden Umgang mit den Angestellten, und professioneller Zusammenarbeit. Ja doch, das könnte ich mir vorstellen. xD

p.s.:
Die Klausuren für den Fachanwalt habe ich bestanden und auch meine Fallliste vollständig. Sobald ich drei Jahre als Rechtsanwalt zugelassen bin, kann ich den Antrag auf Verleihung der Fachanwaltswürde stellen, wie es etwas schwülstig heißt.

Zudem arbeite ich derzeit an einem möglichen weiteren Fachanwaltstitel, und zwar im Strafrecht. Da die Diva u.a. viel Strafrecht gemacht hat und ich nun der einzige Anwalt im Hause bin, der die Strafrechtsmandate übernehmen kann, habe ich inzwischen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, weshalb Chef 2 mich braucht. Es gibt nämlich durchaus den ein oder anderen besonders wichtigen Mandanten im Strafrecht, der über den Weggang der Diva sehr ungehalten ist und bei dem ich die Wogen glätten und das Mandat retten konnte. Für den Theorielehrgang mit anschließenden Klausuren werde ich mich aber noch nicht anmelden. Ich habe mir etwas Erholung verdient.

Außerdem habe ich mir ein neues Auto gekauft, das absolut super ist. Und ich besuche meine Eltern und deren Katzen am Sonntag. Von all dem erzähle ich aber in einem anderen Beitrag. Dieser hat eh schon Überlänge und ich muss ins Bett.

Geimpft

Heute habe ich mich kurzerhand beim Arzt impfen lassen. Jetzt kann ich die Frage: „Sind Sie geimpft?“, die zum neuen „Zweifeln Sie etwa an dem Endsieg?“ geworden ist, beruhigt bejahen.

Meine spontane Impfbegeisterung wurde kürzlich durch ein Novum in meinem Berufsalltag geschürt, aber anders, als die werten Leser jetzt denken mögen:
Als ich pünktlich kurz vor Beginn der Strafverhandlung mit meinem Mandanten den Verhandlungssaal betrat und mich gerade an meinen Platz setzen wollte, stoppte mich die schneidende Frage der Richterin: „Ist jemand hier nicht geimpft?“.

Ein wenig verunsichert hob außer mir noch eine Dame die Hand.

Mein verwundertes Gehirn suchte nach einer Erklärung für diese Frage. Es ist nämlich so, dass sich bislang in keiner Verhandlung, an der ich während der Pandemie teilgenommen habe, je ein Richter für den Impfstatus der Teilnehmer interessiert hätte.

Nun war es just bei dieser Strafverhandlung so, dass das Gericht aufgrund der großen Zahl der Verfahrensteilnehmer und der Mindestabstände gezwungen war, außerhalb des ehrenwerten Gerichtsgebäudes nach einem (corona-)geeigneten Verhandlungsort zu suchen. Die Wahl fiel auf den Ratssaal der Stadt.

Ich überlegte, ob die Frage der Richterin etwas mit unserem ungewöhnlichen Verhandlungsort bzw. irgendwelchen dort speziell geltenden Auflagen zu tun haben könnte, auch wenn es irgendwie keinen Sinn ergab, Ungeimpfte dabei zu erfassen. Aber es kam nur die Aufforderung, dass die Ungeimpften ihre Tische weiter weg ziehen sollten. Mein Mandant konnte allerdings neben mir sitzen bleiben und wir waren uns eh beide einig, die Masken während der Verhandlung aufzulassen. Bis auf einen Schöffen waren wir damit die einzigen.

Das an sich war mir soweit egal, aber die Richterin machte anschließend sinngemäß die Bemerkung in die Runde, dass sich inzwischen ja jeder hätte impfen lassen können und wer das unvernünftigerweise bislang nicht getan hätte, sei quasi selbst Schuld, darauf könne sie keine Rücksicht nehmen.

Ich mutmaße mal wohlwollend, dass sie es so meinte, dass sie keine allgemeine Maskenpflicht während der Verhandlung anordnen wollte, und eine Maskenpflicht als Schutz primär für Ungeimpfte gesehen hat. … Nun ja, mir ist das echt egal, aber durch den framenden Kommentar von ihr kam ich mir ein bisschen wie ein Aussätziger vor.

Immerhin war das der einzige negative Ausreißer der Richterin. Ansonsten hat sie ihre Sache gut gemacht und auch das Urteil war angemessen und für den Mandanten erfreulich; vom Strafmaß her lag es am untersten Rand und die Sache hätte für den Mandanten auch deutlich schlimmer kommen können.

Das Thema „ungeimpft“ zog sich aber leider auch durch die Sitzungspause vor der Urteilsverkündung. Ein mir vom Sehen her flüchtig bekannter Kollege, Verteidiger des weiteren Angeklagten, sprach mich glatt an: „So, Sie sind also nicht geimpft?! … Liegt es an Ihrem jungen Alter?“. Der Tonfall wirkte freundlich, aber der Inhalt?

Ich war verdutzt, weil ich altmodisch erzogen, die Frage nach dem Impfstatus ungefähr auf der Privatheitsstufe empfinde, wie Fragen danach, ob man schwanger sei/chronische Krankheiten hätte etc.. Irgendwelche Grundsatzdiskussionen mit dem Kollegen oder ein Hinweis der Art: „Was zum Teufel geht Sie das an?!“, wären aber völlig fehl am Platz gewesen.

So entschied ich mich, die Flucht nach vorn‘ anzutreten und erklärte vorsorglich, dass ich kein Impfgegner sei, aber aufgrund von einer Autoimmunerkrankung noch etwas mit der Impfung warten wollen würde; ich hätte eben Sorge, dass die Impfung negative Auswirkungen auf meine Autoimmunerkrankung haben könnte und würde mein persönliches Ansteckungsrisiko für Corona aufgrund meiner Lebensweise als gering ansehen, was ich dann noch kurz etwas näher ausführte.

Damit hatte der Kollege nicht gerechnet. Offenbar klang meine Erklärung für ihn nicht so extrem unvernünftig, wie mich die Richterin mit den anderen Ungeimpften unnötigerweise „mal eben so“ freundlicherweise dargestellt hatte.

Letztlich ging das Gespräch gut aus, aber ich finde es gleichwohl nicht in Ordnung, dass ich und andere Ungeimpfte nun faktisch gezwungen sind, entweder kurzerhand mit irgendwelchen echten Spinnern in einen Topf geworfen zu werden, oder uns zu höchstpersönlichen, intim-privaten Entscheidungen bzgl. der eigenen Gesundheit erklären zu müssen. Was geht denn andere an, dass ich eine Autoimmunerkrankung habe, plus all die weiteren persönlichen Gründe, die ich schon unter den Tisch habe fallen lassen?

Wie ich die aktuelle politische Stimmungsmache gegen Ungeimpfte liebe. Auf meiner persönlichen Liste ist dadurch ein Grund mehr dazu gekommen, warum ich mich nicht zu einer der aktuell vorhandenen Corona-Impfungen nötigen lassen werde. Denn immer, wenn jemand einen bei einer höchstpersönlichen Entscheidung unter Druck zu setzen, zu überreden oder sonstwie ungut zu manipulieren versucht, hat derjenige ganz sicher nicht dessen Wohl im Sinne.
Jemand, der mein Wohl im Sinne hat, würde mir stattdessen helfen, selbst eine für mich gute Entscheidung treffen zu können, auch wenn sie nicht in seinem Sinne ist.

Für viele mag es die richtige Entscheidung sein, sich mit den gängigen Corona-Impfstoffen impfen zu lassen, für andere nicht.

Sehr vorbildlich war immerhin die Ärztin, bei der ich heute als neuer Patient war. Das eigentliche Anliegen war reibungslos und es kam keine Frage nach der Corona-Impfung samt moralischer Ächtung. Statt der Corona-Impfung war vielmehr die Grippe-Impfung relevant:
Nachdem ich ihre Frage, ob ich gegen Grippe geimpft sei, verneint hatte, fragte sie, ob ich die Grippeimpfung haben möchte, was ich spontan bejahte. Seitdem bin ich nun geimpft, wenn auch nicht so, wie die führenden Politiker und andere Bestimmer das gerne hätten. Katzenhaie sind eben ähnlich wie Esel: Eigenwillig.